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Weniger Häme würde uns guttun

Ronaldo verschießt Elfer gegen Österreich bei der EM 2016. Armer Kerl 😉

Als ich vor ein paar Monaten von Twitter aus Frust zu Mastodon gewechselt bin, war ich sehr glücklich über die Gesprächskultur hier – ausgewogene Themen, lustig, interessant, fachlich, aber nie einseitig.

Seit mehr und mehr Nutzer von Twitter, auch Follower von mir, zu Mastodon wechseln merke ich aber, dass sich die Kommunikationskultur ändert – und ich finde das total schade.

Gestern wurde das Thema „Amthor // zur Löwen“ durchs „Dorf“ getrieben, heute ist der Auftritt von Wissing in einer Talkshow gestern Abend. Dominanter Duktus dabei: Häme und Spott. Und ich verstehe es nicht. Ich finde es unsäglich ermüdend, toxisch und  kleingeistig.

Für Häme, sagt uns der Blick in die Definition, muss ein „Schadensfall (z. B. Unglücksfall, Verletzung, Missgeschick) beim Gegenüber eintreten. Dieser tritt ohne das Zutun des hämischen Orators ein. Der Schadensfall steht im Zusammenhang mit dem Spannungsverhältnis zwischen den beiden und stützt die Meinung des Hämikers. Ziel des hämischen Aktes ist die gefühlte Erhöhung der Machtposition des Hämikers auf Kosten des Gegenübers.“ 

Wenn doch dadurch eine gefühlte Erhöhung der eigenen Position eintritt, dann heißt das, dass ich mich vorher unterlegen fühlte. Warum fühlen sich so viele Menschen anderen so unterlegen, dass sie meinen, durch Häme und Spott sich selber in eine andere Position bringen zu müssen? Wo ist das Selbstbewusstsein der Menschen geblieben, dass auf die vermeintlichen Fehler der anderen nicht mit Spott, sondern mit Mitgefühl oder im besten Fall Gleichgültigkeit reagiert. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was ein Shitstorm bei den „Opfern“ emotional auslöst, aber alleine an der Seitenlinie zu stehen und sich das mit anschauen zu müssen finde ich schrecklich. Und es vergiftet die Timeline und macht ein wunderbares Medium wie Mastodon  schwieriger.

Ich möchte hier gar nicht von alten Tugenden oder so fabulieren, aber ich denke, die Frage nach Höflichkeit und Sanftmut, Gelassenheit und Kritikfähigkeit in der Kommunikation sollten wir uns bei einer neuen „Chance“ wie hier bei Mastodon stellen und hoffentlich so beantworten, dass wir die kleingeistigen, wirklich toxischen und beleidigenden Umgangsformen von Twitter endlich ablegen.

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